Mit dem Fahrrad durch den Süden von Laos. Von Pakxe über das Bolaven Plateau nach Champasak zu den 4000 Inseln am Mekong. Eine Reise durch eine der fruchtbarsten und best erschlossensten Gegenden Laos bis hin zu fernab gelegenen Dörfern mit wenig Infrastruktur. Von angenehm kühleren Temperaturen und asphaltierten Straßen auf dem Bolaven Plateau hin zu staubtrockenen Holperpisten in rauer und karger Landschaft, wo wir uns durch Staub und Hitze kämpfen. Wir werden ungeplant Zeuge von den Auswirkungen des verehrenden Dammbruchs im Juli und erleben wie der Mekong das Leben an dessen Ufern beeinflusst. Dabei kommen wir den Einheimischen wirklich nahe – inklusive selbst gebranntem Schapps zum Frühstück.
Wer kennt es nicht, sich wieder aufraffen zu müssen nach einer Pause. So fällt es uns sichtlich schwer wieder in Tritt zu kommen. Hitze und Gegendwind machen es uns nicht einfacher auf einem Weg der immer leicht steigend mit ca. 2% von Pakxe in Richtung Bolaven Plateau führt. Es sind in etwa 51 km bis Paksong, immer geradeaus und kaum ein Meter flach von knappen 100 auf 1300 Meter ü.NN. So ist jeder Meter ein kleiner Kraftakt mit unserem Gepäck und wir bewegen uns langsam voran. Die erste Nacht verbringen wir auf einem kleinen Fußballplatz abseits der Straße. Wir haben nicht weit von ein paar Wasserfällen geschlafen so machen wir uns am nächsten morgen nachdem wir ein paar Eier und Sticky Rice am Straßenrand gekauft haben, in das erste Resort von dem man einen der Wasserfälle beobachten kann (10.000 Kip p.P.). Ein Glück haben wir gleich um die Ecke genächtigt, so sind wir früh dran und noch kein Tourist am Aussichtspunkt, von dem man einen wunderschönen Blick auf die zwei ca. 100 Meter hohen Fälle hat.
Die besondere Atmosphäre eines Wasserfalls begeistert doch immer wieder und so genießen wir erstmal den feuchten Wind und die Sicht. Am angrenzenden Restaurant entdecken wir dann einen kleinen Affen. Belustigt beobachten wir erst wie er die Kaffeebar auf den Kopf stellt (hat eigentlich nur gefehlt dass er sich selbst einen doppelten Espresso brüht) und sich dann an der Gemüseablage zu schaffen macht.
Die Angestellten scheinen dabei nicht unbedingt erfreut aber auch nicht wirklich interessiert ihn groß davon abzuhalten so bekommt er eher noch eine Tomate in die Hand gedrückt nachdem das Gemüse gesichert wurde. Auch wir haben Hunger und setzen uns zum Frühstücken auf eine Bank. Wie zu erwarten dauert es nicht lang und unser neuer kleiner frecher Freund taucht auf und sitzt plötzlich neben uns. Erst etwas skeptisch packen wir schnell unser Essen in die Tasche. Zu unserer Überraschung hat er wohl auch gleich verstanden, dass es für ihn hier wohl nicht zu essen gibt und so hat er wohl beschlossen sich eine kleine Streicheleinheit abzuholen. Über Mircos Schoss krabbelt er zu Jelena und sucht sich die bequemste Position um sich nieder zu lassen. Wie ein kleines Kind schläft er seelenruhig auf dem Schoss ein. Hätte er sich mal lieber einen Espresso gemacht! Dafür für uns wirklich unglaublich süßes, lustiges und spannendes Erlebnis.
Nachdem langsam die Touristen auftauchen beschließen wir uns auf den Weg zum zweiten Wasserfall zu machen (15.000Kip p.P.). Eine in Stufen fallende Strömung in einer umgeben von Urwald liegenden kleinen Schlucht erwartet uns. Dort lassen wir uns dann erstmal den Rest von unserem Frühstück schmecken.
Bevor wir uns weiter nach Paksong machen. Auf den Markt in Paksong kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten und begeben uns auf einer kleinen Seitenstraße in Richtung Norden. Eine nicht wirklich gut ausgebaute Straße. Schotter, große Löcher und Steine machen das Vorwärtskommen trotz fallender Meter kräfteraubend. Obwohl es bergab geht, fahren wir im Schnitt mit 10 km/h. Wir fahren durch kleine ruhige Dörfer und landwirtschaftlich genutzte Felder. Die Menschen sind freundlich und arbeiten fleißig. Überall treffen wir wieder grüßende und lachende Kinder. Am Wegesrand wird Kaffee getrocknet oder dessen Hülsen verbrannt. Mit Glück finden wir einen kleinen Platz zwischen den Plantagen für unser Zelt. Weiter am nächsten Tag führt uns der Weg zu einer spektakulären Klippe mit einem kleinen Wasserfall. Der Ausblick über das Hochplateau und die Berge ist einmalig und wir genießen den Platz für uns allein.
Der oben erwähnte Wasserfall wird anscheinend kaum von Touristen angesteuert, was wir nicht wirklich nachvollziehen können.
Anschließend fahren wir hinunter nach Ban Tad Lo, kaufen irgendwelche frittierten Bällchen am Markt und bewegen uns nach einer entspannten Pause am Fluss wieder den nächsten Berg hinauf. Diesmal wieder auf geteertem Weg. Zum übernachten bietet uns dann ein ausgetrocknetes Wasserloch einen guten und versteckten Zeltplatz.
Wieder auf der Straße finden wir in Thateng Nua einen lokalen Markt. Perfekt um uns die Taschen mit allerlei Essbaren voll zu stopfen, von Reis zu gefüllten Bällchen, Gurken und Obst ist alles dabei. Für unser „kleines“ zweites Frühstück lassen wir uns neben der Hautstraße bei einem kleinen traditionell gebauten und bemalten Haus nieder. Mitten in unserem Frühstück kommt plötzlich ein ‚hallo‘ von der Seite.
Der Schweizer Matthias Jäger hat uns entdeckt. Er selbst ist mit dem Fahrrad schon seit zwei Jahren unterwegs. Anders als erwartet einer der ersten Radtouristen, mit denen wir ins Gespräch kommen. Liegt vielleicht aber auch an unserer nicht allzu gängigen Routenplanung. Nach Paksong zurück fahren wir gemeinsam, leicht wellig mit Rückenwind rollt es sich zum ersten mal seit langem wieder richtig gut. Angekommen trennen sich unsere Wege. Wir nehmen wieder mal einen Umweg und wollen eine Schleife abseits der Hauptstraßen nehmen. Nach wenigen Kilometern beschließen wir rechts ein wenig abseits der Straße nahe einem kleinen Dorf, in dem wir von ein paar netten einheimischen noch Bananen ergattern, an einem kleinen See unser Mittag essen zu machen. Genug zu essen haben wir ja dabei von unserem morgendlichen Marktausflug. Es dauert nicht lange und ein paar spielende Kinder aus dem Dorf haben uns entdeckt. Kurz darauf kommen sie mit einem Boot und einer jungen Frau zu uns gefahren. Erst schüchtern aber dann doch neugierig frägt sie uns mit den paar englischen Worten wo wir herkommen und ob sie unsere Facebook Namen haben kann. Der See so ruhig gelegen und mit einer leichten Briese gefällt uns gleich so gut das wir dort auch unser Nachtlager aufschlagen.
Die von uns gewählte Route war auf der Karte als kleine Nebenstraße eingezeichnet, so staunen wir nicht schlecht, dass die ersten Kilometer auf einer bestens asphaltierten Straße locker bergab rollen. Ohne Anstrengung radeln wir an Kaffeeplantagen und kleinen Dörfern vorbei. So wie wir anfangs Kilometer lang leicht bergauf gefahren sind rollen wir nun den Berg wieder hinunter. Leider endet mit den Kaffeeplantagen auch die gute Straße und so wird es wieder holprig und staubig. Die Dörfer werden einfacher und ärmlicher. An einem abgelegenen wunderschön und leicht versteckten Wasserfall machen wir Pause.
Es ist noch nicht allzu spät aber wir beschließen auch an diesem Tag nicht mehr all zu weit zu fahren und den Fluss und den Wasserfall zu genießen. Ein wenig wundern wir uns über die großflächigen kahlen Stellen am Flussufer die aussehen wie frisch gerodete Flächen neben dem Fluss, denken aber erst nicht weiter groß darüber nach.
Am Wasserfall fängt Jelli sogar mit ihrer kleinen „Angel“ einen kleinen Fisch, wer hätte es geglaubt. Mirco dagegen stolpert so blöd über die Steine, dass sein ganzes Bein blutig ist. Aber er hatte nochmal Glück im Unglück, hätte deutlich schlimmer ausgehen können und erinnert uns kurz daran wie schnell so eine Reise auch durch eine Unachtsamkeit vorbei sein kann.
Kurz bevor wir unser Zelt aufbauen kommen dann ein paar nicht allzu freundliche und etwas grimmig dreinschauende Fischer vorbei. Da diese uns ziemlich suspekt vorkamen, ziehen wir es doch vor ein Stück weiter flussaufwärts unser Zelt aufzustellen. Ein wunderschöner Platz am sandigen Ufer am Fluss. Wir machen ein kleines Lagerfeuer, grillen unseren Fisch und treffen noch einen netten Fischer der flussaufwärts wohl sein Netz auswirft. Wo wir da genau schlafen und was das der Ort genau für eine Tragik in sich trägt sollten wir erst am nächsten Tag erfahren.
Morgens weckt uns ein wunderschöner Sonnaufgang und es gibt Kaffee.
Getrieben durch unsere schwindenden Wasservorräte brechen wir auf. Weiter entlang der roten, staubigen und ruppigen Piste. In 5 km versprach uns unsre Karte ein kleines Dorf, dort sollten wir hoffentlich an Trinkwasser gelangen. Und so ist es auch. Wir finden einen typischen kleinen Privatladen, sowie sie überall am Land zu finden sind. Unsere Wasserfaschen sind wieder aufgefüllt und ein bisschen Essen finden wir auch. Es dauert auch nicht lange fallen uns weiße Zelte auf. Ein ganzes Dorf aus Zelten von internationalen Hilfsorganisationen. Erst vor ein paar Tagen haben wir recherchiert, dass der Staudammbruch, von dem international im Juli (sehr spärlich) berichtet wurde, irgendwo hier in der Gegend um Attapeau gewesen sein soll. Schnell wird klar was los ist und wo wir uns befinden und was es mit den Zelten auf sich hat:
Am 23. Juli 2018 ist in Laos ein Staudamm gebrochen. Fünf Milliarden Kubikmeter Wasser fluteten die umliegende Gegend, das sind in etwa so viel Wasser wie der Chiemsee und der Starnbergersee zusammen. Kilometerweit wurden unzählige Ortschaften überschwemmt, Häuser weggerissen. Auch im Nachbarland Kambodscha müssen Menschen am Flusslauf evakuiert werden. Nach offiziellen Angaben der UN vom 25.08.2018 gab es 40 Tote, 100 wurden noch vermisst, 4,500 verloren ihr Obdach und 13.000 Menschen waren insgesamt direkt von dem Unglück betroffen. Durch die Regenzeit und den vielen Schlamm ist eine Bergung und Hilfe in der abgelegenen Gegend unglaublich schwierig. Nie zuvor gab es so einen großen und verheerenden Dammbruch in ganz Asien. Das arme Binnenland Laos hat sich in den letzten zwanzig Jahren selbst als Energielieferant für Südostasien definiert. Strom aus Wasserkraft als wichtigstes Exportgut in einem sonst eher rohstoffarmen und wirtschaftlich schwachen Land. Laos will die „Batterie“ Südostasiens werden und dafür werden im ganzen Land unzählige Staudämme (meist mit Hilfe Thailändischer, Koreanischer und Chinesischer Investoren) errichtet.
Wir rollen weiter entlang der kleinen Straße und vorbei an immer mehr Zeltdörfern. Nicht weit und wir sehen woher die Menschen kommen. Eine breite Tal-Ebene liegt vor uns und scheint von einer unglaublichen Kraft überrollt worden zu sein. Jetzt in der Trockenzeit für uns passierbar, sehen wir nur unglaublich viel getrockneten Schlamm und Staub, Ruinen von Häusern, Holzhaufen, die vom Wasser aufgetürmt wurden und einfach unglaublich viel Zerstörung. Schwer und schmerzlich vorzustellen wie es hier vor Monaten aussah.
Uns fehlen die Worte und wir rollen ruhig und langsam durch die aus dem Schlamm gegrabene Piste. Von unseren Medien schnell wieder vergessen wird die lokale Bevölkerung noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben. Traumas müssen verarbeitet und neue Lebensperspektiven geschaffen werden. Auf dem langen Weg Richtung Mekong wird uns erst richtig bewusste wie schwer die Hilfe in dieser Gegend in der Regenzeit gewesen sein muss. Eine kleine sehr holprige, staubige, löchrige Piste durch karge raue Landschaft. In der Regenzeit wohl kaum passierbar. Und wieder scheint es die Ärmsten der Armen getroffen zu haben. Die Dörfer die wir hier passieren scheinen noch einfacher zu sein wie die meisten die wir bislang getroffen haben. Die umliegenden Felder viel unfruchtbarer, das Klima heiß und staubig - ein krasser Kontrast zum Bolaven Plateau nur wenige Kilometer entfernt.
Mit unglaublich vielen Gedanken im Kopf rollen wir also weiter und sind dann irgendwie froh zumindest einem Laoten am Straßenrand für den heutigen Tag helfen zu können. Ein Teil an seinem kleinen Arbeitsgefährt ist gebrochen und wir helfen ihm den Reifen zu wechseln.
Eine große Schlange kreuzt noch unseren Weg. Wohl die größte die wir bis jetzt (lebend) gesehen haben. Kaputt und müde von allem erlebten, der starken Hitze und den rauen Bedingungen lassen wir uns etwas abseits der Straße auf einer Wiese nieder, um dort unser Nachlager aufzubauen.
Es dauert wie immer nicht lange und zwei Laoten haben uns entdeckt. Einer davon Mr. Phousang, 75 Jahre alt, mit kaum Zähnen aber einer Zigarette im Mund, lädt uns mit lautem Geschrei ein unser Nachlager doch bei ihm aufzubauen. Der freundliche alte Mann scheint wohl etwas sehr schwerhörig zu sein, dafür spricht er sogar ein wenig gebrochenes Englisch. Sehr unüblich hier in Laos und am Land sowieso. Lauthals macht er uns mehrmals darauf aufmerksam, dass wir an unserem ausgesuchten Platz mit ‚snake bite‘ und ‚tiger eat‘ rechnen müssen! Wohl wissend, dass es in dieser Region in Laos vermutlich seit Jahren keine Tiger mehr gibt und auch Schlangen niemals freiwillig den Weg in unser Zelt finden würden, wollen wir ihn doch nicht enttäuschen und folgen seiner Einladung und schlagen unser Zelt in seinem kleinen Holzverschlag auf, welcher sich gerade erst im Bau befindet. Er selbst schläft auf einem kleinen Bambusgestell am Wegesrand unter einer Plane und seinem Moskitonetz. Wir erfahren von einem Neffen in Kaliforniern, dem Hörgerät, das er von ihm bekommen hat, dem Krieg, der Flucht seines Bruders in die USA, seinen 11 Jahren Aufenthalt im Gefängnis nach dem Krieg und das er scheinbar für die US Botschaft in Vientiane gearbeitet hat. Zumindest meinen wir das alles so verstanden zu haben. Sein Hörgerät darf Mirco dann auch noch ausprobieren und obwohl normal geredet wird, fliegen ihm fast die Ohren weg. Der gute scheint keine einzige unserer Antworten bisher verstanden zu haben, denn um die Batterie zu sparen benutzt er es nie.
Seine Erzählungen werden zu unserer Belustigung immer wieder mit den Worten ‚I love all people‘ und ‚never mind, nerver mind’ ergänzt.
Am nächsten Morgen besteht der herzensgute Mensch noch darauf, dass wir mit ihm Frühstücken. So gibt es für uns Sticky Reis, Aal im Sud und irgendeine scharf-salzige Gewürzmischung. Getoppt wird das alles noch von selbstgebranntem Wiskey-Lao aus einer kleinen Plastikflasche. „Lao Wiskey! No Johnny Walker!“ Er ist der festen Überzeugung damit ein Wundermittel gegen Malaria gefunden zu haben, war er doch trotz unzähliger Moskitostiche noch nie krank wie er uns erzählt.
Wir kommen dem Mekong näher. Bei einem kleinen Ausflug zu den Wetlands und zum Phou Asa begegnen wir am Straßenrand noch einem Elefanten der gerade von der Arbeit, Touristen den Berg hoch schleppen, zurückkommt.
Nicht weit und wir sind wieder auf dem Highway und geteerter Straße. Was für eine Wohltat nach drei Tagen Hitze, Staub und Steinen. Mirco hat wohl ein wenig zu viel Sonne erwischt. So werden die nächsten zwei Tage eher ruhiger. Unser Weg führt uns nach Champasak, wo wir mit dem Boot den Mekong queren. Der Weg entlang des Mekongs entpuppt sich als ein Traum. Wir fahren meist einen kleinen Trail entlang, zwischen Wohnhütten und Wasserlauf.
Die Landschaft ist einmalig und wir bekommen zur Abwechslung bei der Hitze sogar ein wenig Schatten ab. Wieder treffen wir auf unglaublich viele lachende und grüßende Kinder. Und die Tatsache, dass sie uns immer wieder ihre Hand zum Einschlagen entgegenstrecken und der Begegnung mit einem holländischen Radreise-Pärchen lässt uns erahnen, wir sind wohl auf eine öfters befahrene Route gestoßen.
Zum Lachen bringt uns auch ein kleiner Gecko, der wohl meint er könnte sich totstellen und wir merken es nicht:
Die Küstenlinie am Mekong ist dicht bebaut mit Hütten. So drängt uns an einem Abend die Dunkelheit und die Müdigkeit dazu unser Nachtlager nicht allzu weit von ein paar Wohnhäusern aufzuschlagen. Klar die Kinder haben uns schnell entdeckt und da wir es schon irgendwie geahnt haben, dass dies nicht die letzte Begegnung für heute gewesen war, setzen wir uns noch ein wenig im Mondlicht vor unser Zelt und warten. Und tatsächlich, es dauert auch nicht allzu lang stehen plötzlich 10 Männer vor uns. Das ganze Dorf scheint sich zusammen getan zu haben, um uns zu begutachten. Dass einer der Männer eine Kalashnikov am Rücken trägt, lässt uns kurz unruhig werden. Nachdem wir ihnen aber erklärt haben das wir hier nur die Nach verbringen wollen und sie uns wohl als ungefährlich eingestuft haben winken sie uns mit dem obligatorischem ‚Okayokay‘ ab.
Unser Weg führt uns weiter mit der Fähre nach Don Kong, der größten der 4000 Inseln im Mekong und dem Knotenpunkt aller Reisenden hier. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt haben nehmen wir die nächste Fähre nach Don Som, eine touristisch eher unerschlossenen Insel. Über einen kleinen Küstentrail bahnen wir uns unseren Weg in Richtung Don Det wo wir über Weihnachten ein paar Tage entspannen wollen. Don Som ist in der Trockenzeit mit seinen geernteten Reisfeldern ein staubiges Stück Land die Uferzonen sind dagegen grün und mit Palmen und Bambus bewachsen. Wir treffen auf nette Menschen, unzählige Büffel und beschließen eine Nacht am sandigen Ufer zu verbringen. Nachdem wir einer Wasserbüffelherde ihren Sandstrand streitig gemacht haben machen wir es uns gemütlich.
Bevor wir zu Bett gehen haben wir noch eine nette lustige Begegnung mit einem lokalen Fischer. Der junge Mann hat mit seinem Freund schon mindestens eine Stunde im Fluss mit dem Fangnetz verbracht und krabbelt grinsend neben uns aus dem Fluss und schmeißt sich bäuchlings in den warmen Sand, um sich wieder aufzuwärmen. Auch ein weiterer junger Mann kommt uns neugierig besuchen, alle nett und freundlich, scheint keiner etwas gegen unsere Anwesenheit mit dem Zelt zu haben. Und so sind wir auch nicht all zu besorgt als wir mitten in der Nacht um etwa 2 Uhr zwei Männer mit Taschenlampe am Ufer entlanglaufen sehen. Speer und Kescher in der Hand scheinen sie irgendwas im Mondlicht im Mekong zu jagen. Nett rufen sie in unser Zelt nur ‚Sabaidee‘. Laut müssen wir auch lachen nachdem einer der beiden zwei Meter neben unserem Zelt mit ein einem lauten schrillen Schrei aus dem Mekong rennt. Möglicherweise ist er auf unsere Hausschlange, die wir schon mehrmals am Abend beobachtet hatten, gestoßen.
Nach Sonnenaufgang machen wir uns auf die wenigen restlichen Kilometer zu radeln. Wieder mit der Fähre übergesetzt befinden wir uns auf Don Det, einer kleinen Touristeninsel und somit auch in einer komplett anderen Welt, getrennt nur durch 100m Wasser des Mekongs. Mit etwas Glück finden wir ein kleines einfaches Holzbungalow am Fluss für unschlagbare 4 € pro Nacht. Und so lassen wir es uns Weihnachten ein wenig besser gehen als sonst. Zusammen mit Andi, einem Kölner den wir in Champasak kennengelernt und auf der Insel wieder getroffen haben, gönnen wir uns ‚Gelbes Fisch-Curry‘ und ‚Spicy Fisch Lab‘ das Nationalgericht der Laoten. Bei Bier und Mango-Shakes kommt zwar wenig Weihnachtstimmung auf, aber die Gedanken an die Lieben bei uns Zuhause lässt uns doch etwas weihnachtliche Wärme spüren und wir freuen uns über ein paar schöne Stunden und nette Gespräche am Flussufer.
2-3 Tage bleiben wir noch auf der Insel bevor wir uns über die Grenze auf den Weg nach Kambodscha machen, Luftlinie nur noch rund 5km entfernt. Laos hat uns unfassbar gut gefallen und wir könnten vermutlich ewig durch dieses wunderschöne Land radeln. Trotzdem freuen wir uns auch auf das nächste! Nach guten 3000km sind wir weiter hungrig auf neue Erfahrungen und Abenteuer. Apropos… vor zwei Tagen hatten wir tatsächlich den ersten Platten. Nach 3000km, über zum Teil übelste Straßen, eine gute Quote.
Frohe Weihnachten aus Laos!
Comments