Schneckensuppe zum Abendessen, eine mit Messer "bewaffnete" Frau mit roten Zähnen mitten im Busch, eine Taschenlampe mitten in der Nacht die in unser Zelt und uns ins Gesicht leuchtet, Wassermangel und eine Straße die erst zum Trail und dann zum Trampelpfad mitten durch den Dschungel wird - aber der Reihe nach: (geschrieben von Mirco)
Nach den ersten giftigen Anstiegen vor Ban Rai, folgen nun einige vergleichsweise ruhige aber heisse Tage im Sattel, durch weite Ebenen geprägt von Landwirtschaft und kleinen Dörfchen. Da wir uns wann immer möglich abseits der ausgetretenen Pfade bewegen, bleibt die ein oder andere Überraschung nicht aus. In Ban Rai selbst haben wir dieses Prachtexemplar eines Baumes gefunden:
Von Ban Rai geht es mit frischen Beinen durch die weite Ebene Zentralthailands. Die Sonne immer im Nacken und die Reisfelder rechts und links des Weges. Auf unserem Weg treffen wir immer wieder auf kleine und kleinste Dörfchen und Siedlungen wo uns die Leute zuerst verwunder anschauen um uns dann ein freudiges "Hello!" hinterher zu rufen. In Ian Sak holen wir uns am Markt frittierte Bananen, Tofu, Kürbis, Reismuffins und eine saftige Ananas zum Mittagessen:
Ein Einheimischer kommt am Roller vorbei und grüßt uns freundlich, nur um einige Minuten später wieder zu kommen und uns ein Bündel Bananen zu schenken. Scheinbar hat man uns den Hungerast auch äußerlich angesehen!
Die Nacht verbringen wir wild zeltend an einem Stausee und zum ersten Mal brauchen wir unsere dicken Schlafsäcke. Bei über 30°C jeden Tag aber eine willkommene Abkühlung. Überhaupt meint es der Wettergott gut mit uns und wir sehen keine einzige Wolke bis Chiang Mai.
Am nächsten Tag machen wir einen spontanen Abstecher nach Kangphen Phet um dort den allabendlichen Nachtmarkt zu besuchen. In einem sehr alternativen Hostel finden wir ein Zimmer für die Nacht. Der Nachtmarkt hält dann auch was er verspricht und wir toben uns nach Herzenslust an den Essensständen aus.
Uns ist nicht immer ganz klar, was da genau in den Töpfen schwimmt, aber da wir natürlich möglichst alles ausprobieren wollen bleibt die ein oder andere Überraschung nicht aus. In diesem Fall gab es dann Schneckensuppe mit Reis zum Abendessen.
Der weitere Weg gen Norden führt uns immer noch über weite Reisfelder, einsame Straßen - teils geteert, teils geschottert und zum Teil von der Regenzeit zerfurchte Erdpisten.
Die folgende Nacht beschließen wir wieder wild irgendwo im Gebüsch zu zelten. Gerade als wir einen schönen Platz ausgemacht hatten, taucht hinter einer Biegung eine Frau im langen Mantel, bewaffnet mit einem Messer auf. Weit uns breit war schon seit längerem kein Dorf zu sehen uns so war diese Begegnung schon etwas seltsam. Als die Frau näher kommt bemerken wir, dass ihre Zähne ganz rot waren von irgendwelchen Kräutern auf denen sie rum kaute. Dass sie uns dann auch noch zu sich winkt um in ihren Beutel zu schauen macht die ganze Sache nicht vertrauenerweckender. Der Inhalt lässt uns dann doch etwas beruhigt durchatmen. Die Frau war hier draußen wohl auf der Suche nach Pilzen. Nichtsdestotrotz verkriechen wir uns für heute Nacht noch etwas weiter im Gebüsch wie sonst.
Die Vegetation wird im Folgenden endlich wieder ein bisschen Grüner und vielfältiger.
Große Kautschuk-Plantagen bieten uns vor allem zur Mittagszeit angenehmen Schatten. Noch nie hatte Mirco vorher gesehen wie dieser Rohstoff produziert wird. Dabei wird der Baum an einer breiten Fläche eingeritzt und die austretende Flüssigkeit in kleinen Schälchen über Tage hinweg gesammelt.
Wir schaffen jeden Tag gute 80km, trotz ca. 40kg Gepäck (pro Person!), staubigen Erdpisten und 30°C mit Sonne im Nacken. Zum Glück kühlt es mittlerweile Nachts gut ab. Eine weitere Nacht im Zelt verbringen wir an einem wunderschönen See, inklusive herrlichem Sonnenauf- und Sonnenuntergang .
Der nächste Tag und die darauffolgende Nacht allerdings kosten uns einiges an Nerven.
Alles beginnt wie jeden Morgen mit Keks und Ananas zum Frühstück. Herrliche Wege, kein Verkehr, winkende Thailänderinnen und Thailänder und Sonne satt.
Auf der Karte konnten wir bereits erahnen, dass der folgende Weg wohl eher eine Schotterpiste werden würde. Warum die Straße in der Karte allerdings grau hinterlegt war, war uns schleierhaft und haben wir gekonnt ignoriert. Ein Fehler der uns nicht nochmal passiert. Der Weg wurde zunächst von einer Betonstraße über eine Schotterpiste hin zu einer einspurigen Erdpiste.
Bis hierhin freuen wir uns noch über die grandiose Routenwahl und Mirco feiert sich und seine Navigationskünste. Zum letzten Mal an diesem Tag. Der Weg wird immer schmäler und ruppiger. Ein, zwei Kilometer macht es noch Spaß durch Furchen und tiefe Löcher zu brettern. Spätestens als wir dann vor einem leeren Flussbett stehen und die Packtaschen abschnallen und die Räder schultern müssen hört der Spaß allerdings auf. Irgendwann ist nicht mal mehr ein Weg erkennbar. Und so schieben wir aus Angst vor Schlangen immer unser Fahrrad voraus zuerst durchs Gebüsch um anschließend hinterher zu krabbeln. Umdrehen ist keine Option - der Umweg wäre zu groß. Für die knapp 5km benötigen wir am Ende gute zwei Stunden. Merke: grau hinterlegte Straßen sollst du meiden.
Fix und fertig freuen wir uns dann als der Weg endlich wieder erkennbar wird. Gute 85km in den Beinen und kaum mehr Wasser in den Flaschen tragen die Hitze, der Staub und das spärliche Abendessen in Form von Instantnudeln nicht unbedingt zur allgemeinen Stimmung bei. Wir bauen unser Zelt schließlich pünktlich zum Sonnenuntergang wiederum an einem kleinen See etwas abseits der Hauptverkehrsstraße auf. Die Nacht sollte ähnlich nervenaufreibend Beginnen wie der Tag endete:
Wie immer bauen wir nur das Innenzelt komplett auf, das Außenzelt werfen wir nur für den Fall eines nächtlichen Regenschauers grob darüber. Neben einem angenehmeren Klima hat es den Vorteil dass wir zum Einschlafen immer freien Blick nach draußen und auf den Sternenhimmel haben.
Irgendwann gegen 22 Uhr - wir waren beide längst eingeschlafen - wachen wir plötzlich fast zeitgleich auf. Sofort sitzen wir senkrecht im Zelt. Eine Taschenlampe leuchtet uns direkt ins Gesicht. Wir fangen beide sofort auf Englisch das Reden an. Eine Antwort bekommen wir nicht. Die Taschenlampe und ihr Besitzer verschwinden einige Augenblicke später hinter unserem Zelt im Gebüsch. Wir beobachten noch einige Minuten das sich entfernende Licht und versuchen dann wieder Schlaf zu finden. Gar nicht so einfach nach kurzzeitigem Maximalpuls. Wer uns da mitten in der Nacht besucht hat, bleibt für uns buchstäblich im Dunkeln. Der morgendliche Sonnenaufgang und die drei Kekse die wir noch übrig haben entschädigen dann aber wieder für die unruhige Nacht.
Im nächsten Dorf finden wir dann DEN perfekten Snack am Fahrrad: gegrillte Bananen. EIN TRAUM! Die Frau am Straßenrand, die sie uns für ganze 10 Baht (25 Cent) kann über unseren Enthusiasmus nur lachen:
Die Beine sind am vierten Tag mittlerweile wieder recht müde, zumal es jetzt wieder ordentlich zur Sache gehen sollte. Eine letzte Bergkette stellt sich auf dem Weg nach Chiang Mai in den Weg. Wir entscheiden uns für einen zusätzlichen Umweg und gegen den viel befahrenen und mit dem Fahrrad vermutlich lebensgefährlichen Highway. Die Entscheidung war einmal mehr goldrichtig. Mit perfektem Timing kommen wir gerade richtig zur Badezeit der Elefanten ins Thai Elephant Conservation Centre. Dass wir mit unseren Rädern auch noch keinen Eintritt bezahlen müssen freut uns doppelt.
Die Straße durch die Berge zum Doi Kun Than Nationalpark überrascht uns dann gleich doppelt. Zum einen ist es wohl die schönste Straße, die wir beide bisher unter die Reifen genommen haben, zum anderen sicherlich auch eine der härtesten.
Die Straße wird zum Teil so steil, dass selbst mit einem 22er Kettenblatt vorne und 32 Zähnen hinten geradeaus fahren unmöglich wird. In Schlangenlinien winden wir uns in weniger als Schrittgeschwindigkeit die Berge hoch, nur um anschließend in der Falllinie wieder nach unten zu rauschen bis die Bremsen glühen. An Radfahrer hat man beim Bau dieser Straße sicherlich nicht gedacht.
Die Ausblicke, das ständige Zwitschern der Vögel, die bunten Schmetterlinge und die Vegetation entschädigen aber für jeden Tropfen Schweiß auf dem Weg nach oben. Die Nacht verbringen wir im Zelt auf dem Nationalpark Campingplatz.
Am nächsten Tag rollen wir die ersten 30km größtenteils bergab dahin. Die letzten 40km nach Chiang Mai werden aber nochmal eine echte Schinderei. Starker Verkehr, gnadenlose Sonne im Nacken und eine Straße die eigentlich nur geradeaus an einer Bahnlinie entlang führt machen den Endspurt länger als erwartet. In der Stadt fühlen wir uns etwas erschlagen von den vielen Menschen, dem chaotischen Verkehr und den unglaublich vielen Langnasen (westlichen Touristen). Nach 14 Tage durch das ursprüngliche, ländliche Thailand sind wir in der Backpacker und Touristenstadt Chaing Mai angekommen. Trotz der Überforderung freuen wir uns auf einen Ruhetag morgen und lassen den Abend mit einem Spaziergang auf dem Nightbazar ausklingen.
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