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jelenaroelz

Mingalabar, Myanmar

Updated: Sep 6, 2022

Mit dem Fahrrad durch Myanmar. Fast 2000km fahren wir in knapp 20 Radtagen von Thailand nach Indien. Wir erleben ein Land voller Herrlichkeit und lachender Gesichter mit einer sehr skurrilen Hauptstadt. 20 Mal übernachten wir illegal und werden 2 Mal entdeckt. Über 40°C im Schatten und steile Berge machen uns das Leben schwer, das köstliche Essen und das vermutlich herzlichste und eines der freundlichsten Völker der Welt lassen jede Anstrengung vergessen und schaffen bleibende Erinnerungen bei uns. Wir haben uns verliebt in die Burmesen!


WIr haben in Myanmar so viele freundliche und herzliche Menschen getroffen wie in keinem Land zuvor! Etwas ähnliches haben wir zwar schon über Laos geschrieben, aber da waren wir schließlich noch nicht in Myanmar. Und es stimmt. Auch wenn man die beiden Länder und ihre Bewohner nicht derart vergleichen kann und sollte, so haben wir in Myanmar nicht eine einzige Situation erlebt, in der wir uns schlecht oder ungerecht behandelt gefühlt hätten. Im Gegenteil, wir wurden zum Teil mit Geschenken und lachenden, strahlenden Gesichtern förmlich überschüttet! Und das Schönste daran war, dass wir uns bei jedem Einzelnen sicher waren, dass sein freudestrahlendes Lächeln aus tiefstem Herzen kam und absolut ehrlich war. Aber der Reihe nach.


In Mae Sot (Thailand) haben wir eine letzte Nacht in einem Hotel verbracht und kommen aufgrund einiger organisatorische Dinge erst spät los. Noch vor der Grenze sind wir dann durch Zufall in ein Burmesisches Restaurant fürs Mittagessen gestolpert. Und was wir da aufgetischt bekommen, lässt uns das Wasser im Mund zusammen laufen und wir können es kaum erwarten mehr davon auf der anderen Seite der Grenze zu bekommen.

Der Grenzübertritt selbst läuft erfreulich reibungslos. Sogar die Grenzbeamten sind für Grenzbeamten relativ freundlich. Auf der anderen Seite der Brücke bietet sich sofort ein ganz anderes Stadtbild. Wir sind jedes mal wieder erstaunt wie viel so ein Strich auf der Landkarte ausmachen kann. Es ist wie ein Schritt weit in die Vergangenheit. Auf den Straßen Ochsenkarren, die Felder werden größtenteils mit der Hand bestellt, selbst Strom und fließendes Wasser sind bei weitem nicht überall verfügbar.



Nachdem wir unsere letzten Baht getauscht und etwas Geld abgehoben haben, starten wir sofort in die Berge und beschließen gleich am ersten Tag das Gesetz zu brechen. Zelten ist in Myanmar nämlich illegal. Touristen müssen eigentlich in speziell lizenzierten (und meist deutlich überteuerten) Touristenhotels übernachten und sich dort jede Nacht registrieren. Wird man beim Wildcampen erwischt, muss man in der Regel (auch mitten in der Nacht noch) alles einpacken und wird ins nächste Touristenhotel begleitet. Zeltet man dabei auf privatem Grund, bekommt der Grundbesitzer zusätzlich Ärger, denn auch für Burmesen ist es illegal Touristen aufzunehmen. Und so ist es keine Seltenheit, dass Einheimische sofort die Polizei rufen, wenn sie den Verdacht haben dass jemand illegalerweise irgendwo übernachten will. Das kann dann im Zweifelsfall bedeuten früh um 3 Uhr eine 20km Extraeinheit einzulegen. Nicht weiter tragisch, aber einfach unfassbar nervig nach einem langen Tag im Sattel. Wir riskieren unser Glück und checken in unser 5-Millionen-Sterne Hotel irgendwo in den Bergen ein und genießen eine ruhige Nacht unter freiem Himmel. Der nächste Morgen fühlt sich dann schon etwas komisch an, zum Sonnenaufgang durch kleine Dörfer zu fahren, in denen die Einheimischen verdutzt aus der Wäsche schauen. Auch ihnen ist klar, dass wir in dieser Nacht in keinem Touristenhotel übernachtet hatten.

Überall auf dem Weg sehen wir schwer bewaffnete Soldaten und durchlaufen mehrere Straßenkontrollen. Obwohl es doch ein sehr ungewohntes Bild für uns ist, fühlen wir uns immer sicher. In einem der Dörfer setzen wir uns zum Frühstück in einen Tea Shop, von denen es in jedem kleinen Dorf meist mehrere gibt. Sie sind Treffpunkt für Jung und Alt. Grünen Tee gibt es umsonst, schwarzen Tee mit Milch für umgerechnet ca. 20 Cent. Dazu werden meist früh und abends naan (indisches Brot) oder irgendwelche Gebäckstücke, Samosas etc. gebacken oder frittiert. Für uns ein perfektes Frühstück und ein super Platz um einfach einen ersten Einblick in das Leben der Einheimischen zu erhalten.

Am nächsten Tag fahren wir bis Hpa-An und müssen uns dort eine Unterkunft suchen, da wir partout keinen Platz für unser Zelt finden. Am Weg gibt es Wassermelone satt für umgerechnet ca. 1 € . Wir essen uns satt bis wir uns beide wie Wassermelonen fühlen und bewegen. In der Nähe von Hpa-An befindet sich auch eine wunderschöne Pagode auf einem kleinen Karstkegel inmitten eines Sees. Überhaupt ist Myanmar das Land der Pagoden. Jedes noch so kleine Dorf hat meist mehrere davon. Manche werden von den Gläubigen sogar mit Blattgold beklebt und funkeln und glänzen in der heißen Sonne.




Apropos, das Thermometer steigt stetig, seit wir über die Grenze gefahren sind und so werden wir täglich bei über 40°C im Schatten regelrecht gegrillt. Dafür kühlt es Nachts ein wenig ab. So können wir wenigstens entspannt schlafen, wäre da nicht der kleine Nervenkitzel des Illegalen.

In Bago, der nächsten größeren Stadt am Weg, müssen wir wiederum in eine Unterkunft, welche sich aber im Nachhinein als echter Glücksfall herausstellte. Das Hotel wird von einigen Frauen geleitet, welche allesamt unglaublich nett und herzlich sind. So bekommen wir am Abend einfach ein Glas Bier gereicht, ebenso wie einen heißen Kaffee am Morgen. Überhaupt werden wir immer wieder einfach so mit Kleinigkeiten beschenkt. Autos, die anhalten um uns eine eiskalte Flasche Wasser zu reichen, ein ganzer Laster voller Energie-Drinks, wovon wir eine Packung in die Hand gedrückt bekommen, Zwiebeln und Knoblauch am Markt, wofür wir nicht bezahlen müssen, Wassermelone so viel wir essen können. Einmal werden wir spontan zum Frühstück eingeladen. Eine ganz besondere Erfahrung im Sonnenaufgang in einem kleinen Dorf am Tisch zu sitzen bei einer vor wenigen Augenblicken noch uns unbekannten Familie. Auch wenn niemand ein Wort in der Sprache des anderen spricht, so sind es doch wunderschöne Momente!

Und bei jeder dieser Begegnungen werden wir zudem mit einem breiten Lächeln beschenkt! Wir sind überwältigt von so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Einer hat allerdings den Vogel abgeschossen. Gerade als wir auf dem Highway so dahin rollen, überholt uns ein weißer Geländewagen und zeigt uns an wir sollen anhalten. Etwas skeptisch was das wohl zu bedeuten hatte, halten wir dennoch an. Der Mann im Auto kurbelt sein Fenster runter und wir unterhalten uns kurz über uns und unsere Reise. Dann packt der Mann ein Bündel Scheine aus und reicht jedem von uns 20000 Kjat und sagt nur: „Present!“ Wir lehnen natürlich dankend sein Geschenk ab, er lässt sich aber nicht davon abbringen und so nehmen wir vollkommen perplex und überwältigt sein Geld entgegen. 40000 Kjat sind etwa 24 €. Das durchschnittliche Einkommen in Myanmar liegt bei etwa 4€ am Tag. Wir haben da also gerade in etwa einen Wochenlohn eines „Durchschnittsbürgers“ erhalten. Scheinbar haben wir in unseren dreckigen, verschwitzten Klamotten ziemlich bedürftig ausgesehen. Oder aber, und davon gehen wir mal aus, der nette Herr hat einfach von unserer Spendenaktion Wind bekommen und hat nur keinen Paypal-Acount. Wir übernehmen das dann mal für ihn und zahlen das Geld in seinem Auftrag ein.

Die Gastfreundschaft und die Bereitschaft etwas zu geben, hängt sicherlich auch mit dem buddhistischen Glauben zusammen.

Tonkrüge mit Trinkwasser am Straßenrand sind überall im ganzen Land zu finden

Die Burmesen sind zum Großteil alle sehr gläubig. Zeugnis davon sind die unzähligen Tempel und Pagoden überall im Land. Immer wieder beobachten wir wie Bedürftigen geholfen wird. Sogar Straßenhunden wird ein Fleischspieß vom nächsten Grillstand gekauft. Und, was für uns als Radfahrer ein echter Segen ist, überall im Land stehen Tonkrüge mit (kühlem) Trinkwasser bereit. Diese werden von Mönchen oder einfach Privatleuten sauber gehalten und befüllt um ein paar Fleißpunkte vor Buddha zu sammeln.


Auf dem Weg nach Yangon, wo wir unser Visum für Indien beantragen wollen, bekommen wir dann auch noch das bis dato beste Essen unserer ganzen Reise serviert. In einem unscheinbaren Straßenrestaurant zaubert uns eine Frau zwei verschiedene Salate auf Tomaten- bzw. Avocadobasis sie uns schlichtweg vom Hocker haun. Dazu gibt es Reis und verschiedene vegetarische Curries. Und am Ende bezahlen wir nicht mal 3€ für das ganze Essen zu zweit und bekommen sogar noch zwei Flaschen kaltes Wasser geschenkt mit auf den Weg.

Yangon selbst hat nicht sonderlich viel zu bieten. Eine riesige goldene Pagoda, die sozusagen ein Nationalheiligtum darstellt und das schlechteste Verkehrsmanagement das wir je gesehen haben (die Stadt ist jeden Tag praktisch ein einziger Stau). Vor allem bedingt dadurch, dass in der ganzen Stadt Motorroller verboten sind und somit unglaublich viele Autos und Busse sich ihren Weg durch die Stadt bahnen. Fünf Tage müssen wir auf unser Visum warten. Die Tage vergehen schnell. Jeden Tag vertreiben wir uns die Zeit mit Bummeln auf dem Markt und essen jeden Tag woanders. Wir kommen dabei immer wieder mit einigen Einheimischen ins Gespräch und bekommen ein wenig Einblick in das tägliche Leben, was sonst leider sehr schwierig ist, da kaum jemand Englisch spricht. Unser Indien Visum bekommen wir schließlich ohne Probleme: 6 Monate, multiple entry. So lange wollen wir zwar nicht bleiben, aber besser ein bisschen mehr Zeit und die Kosten sind die selben. Die Berge in Indien verheißen verlangsamtes Vorwärts kommen.


Ganz im Gegenteil zum Expressway, den wir auf dem Weg von Yangon in die Hauptstadt Nay Pi Daw nehmen. Wir kommen jeden Tag locker über 100km, auch weil es zum Teil schwierig ist einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Und so fahren wir oft bis zum Sonnenuntergang. Zwei Mal leuchten uns abends kurz vorm Einschlafen auch noch Taschenlampen aufs Zelt. Vermutlich Einheimische auf dem Nachhause Weg vom Feld. Wir werden glücklicherweise nicht verraten, auch wenn die Nachtruhe damit dank reichlich Adrenalin erst einmal dahin ist.

Am dritten Tag auf dem Expressway auf dem man eigentlich nicht mit dem Rad fahren darf und unzähligen bis dahin passierten Polizeikontrollen, werden wir dann zum ersten Mal angehalten. Zunächst schaut der Beamte ziemlich grimmig drein, will unsere Pässe sehen und fotografiert dann wild diverse Seiten aus unseren Pässen. Das Kambodscha Visum zum Beispiel. Für unser Myanmar Visum scheint er sich nicht zu interessieren. Scheinbar weiss er auch nicht wirklich was er da tut, versucht es aber zu verstecken. Anschließend sind auch wir mit Fotos dran. Noch ist uns nicht ganz klar wie wir die Situation einzuordnen haben. Er deutet an ihm zu folgen und so fahren wir hinter ihm auf seinem Roller her. Immer wieder telefoniert er und macht Fotos von uns beim fahren. Einmal von hinten, einmal von vorne, dann von der Seite. Es taucht ein weiterer Polizist auf, der Fotos macht von uns samt seinem Kollegen.

Die Highway Polizei, dein Freund und Helfer

Als dann schließlich ein dritter dazu kommt weicht langsam unsere Skepsis und uns dämmert langsam, dass wir mehr willkommene Attraktion statt Gesetzes-brecher darstellen. Das abschließende Selfie zur Verabschiedung und das erste Lachen auf dem Gesicht der Beamten entspannt dann endgültig die Situation und mit einem breiten Grinsen fahren wir weiter, weg vom Expressway, nur um ihm wenige Kilometer später wieder zu folgen.


Aber scheinbar haben heute kein Glück. Wieder werden wir von Polizisten runter geschickt. Es ist mittlerweile kurz vor Sonnenuntergang und weit und breit kein Zeltplatz in Sicht. Stattdessen werden wir ständig von einem weisen Auto verfolgt. Überhaupt hatten wir schon häufiger das Gefühl von verschiedenen Autos oder Rollerfahrern mehrmals überholt zu werden. Kurze Zeit später stehen sie dann, meist telefonierend, wieder am Straßenrand bis wir vorbei fahren. So geht das zum Teil über viele Kilometer. Ob es sich dabei um Polizisten in Zivil, (ehemalige) Regierungsspitzel oder einfach um Neugier handelt können wir nicht sagen. Das Gefühl beobachtet zu werden, haben wir aber doch ab und an. So auch an diesem Abend. Gerade als uns das weise Auto wieder überholt hatte, biegen wir in den nächstbesten staubigen Feldweg ab. Dieser führt mitten durch die nassen grünen Reisfelder. Kein Baum oder Busch weit und breit. Stattdessen überall Bauern und Arbeiter auf dem Heimweg. Es wird dunkel und zwei Ausländer auf schwer bepackten Fahrrädern fahren über ihre Reisfelder. Vermutlich kein allzu alltäglicher Anblick! Uns bleibt nichts andres übrig als einfach weiter zu fahren und auf den Schutz der Dunkelheit zu hoffen. Gerade als wir kaum mehr etwas sehen, finden wir einen Busch zwischen Feldweg und Wasserkanal. Zeltplatz gefunden! Wenn auch nicht optimal hoffen wir einfach darauf, dass keiner mehr vorbei kommt. Im Stockdunkel bauen wir unser Zelt auf, stets bedacht kein lautes Geräusch zu machen. Wie fast jeden Abend ist Flüstern oder Schweigen angesagt. Vor allem als wir tatsächlich noch kurz vorm Einschlafen einen Roller den Weg entlang kommen sehen. Keine 2m von uns entfernt, werden wir glücklicherweise nicht entdeckt. Mitten in der Nacht schrecke ich (Mirco) plötzlich wie von der Tarantel gestochen hoch und reiß die Zelttür auf. Ich bin fest davon ausgegangen, dass gerade unsere Räder geklaut werden. Jelli hatte die Situation schon überblickt. Es war einfach ein Ochsenkarren, der ohne Licht wenige Meter neben uns den Weg entlang gerollt kam. Im letzten Moment kann sie mich zurückhalten bevor ich den vermeintlichen Fahrraddieb auf frischer Tat ertappt hätte und uns somit dann selbest verraten hätte! Das Gesicht des Bauern auf seinem Ochsenkarren hätte ich dennoch gerne gesehen.



Am nächsten Morgen packen wir unsere sieben Sachen im Morgengrauen zusammen und Frühstücken noch vor Ort. Die Reisbauern sind schon wieder auf ihren Feldern unterwegs und wir ernten einige überraschte Blicke.

Nach einigen weiteren holprigen Kilometern über Reisfelder, rollen wir die letzten Kilometer auf bestem Asphalt in Richtung (neuer) Hauptstadt. Vor ca. 15 Jahren als Geheimprojekt gebaut, wurde Nay Pi Daw quasi über Nacht zur neuen Hauptstadt erklärt.

leere Prachtstraßen - ein Traum für Radfahrer!

Die Stadt wurde auf dem Reißbrett geplant, mit 10-spurigen Paradestraßen, unzähligen Luxushotels, pompösen Regierungsgebäuden. Nur die Einwohner fehlen bis heute. Und so ist es vermutlich die einzige Hauptstadt der Welt, in der die Straßen breiter und der Verkehr weniger wird. Wir haben fünf Spuren für uns alleine! Ein skurriles Gefühl durch so eine vermeintliche Geisterstadt zu fahren. Bis heute sind zwar sämtliche Regierungs-einrichtungen in der Stadt, aber keine einzige ausländische Botschaft. Die sind alle in der ehemaligen Hauptstadt Yangon geblieben. Wir hätten uns gerne länger umgesehen, aber es wird schon wieder dunkel als wir durch die Stadt fahren. In den leeren Straßen und bei so viel Polizeipräsenz fallen wir allerdings auf wie ein bunter Hund. Wir müssen also wieder raus aus der Stadt. Mit vollem Tempo fahren wir an der letzten Polizeikontrolle vorbei ohne anzuhalten. Es klappt tatsächlich, dass wir nicht angehalten werden und so werden es an diesem Tag 144km bis wir wieder nach rechts irgendwo in die Büsche abbiegen und im Dunkeln und flüsterleise unser Zelt in einem Bambuswald aufbauen.

6 Platten in 5 Tagen waren die Strafe für illegales Zelten

Dank unserer allabendlichen Versteck-aktionen ist unsere Plattenstatistik mittlerweile auf 6:4 für Mirco angewachsen. In 5 Tagen haben wir 6 Platten. Aber alles besser als Touristen-hotel.

Die folgenden Kilometer bis Bagan werden immer heißer und trockener. Alles ist ausgetrocknet, uns inklusive. Und so freuen wir uns an diesem Tag über vier mal kaltes Wasser als Geschenk von verschiedenen Personen auf dem Weg. Wir sind mal wieder überwältigt und unglaublich dankbar!

Und am Abend gibt es tatsächlich das erste Mal Regen! Leider müssen wir wieder bis zur Dunkelheit warten, bis wir unser Zelt aufstellen können und so kommen zum ersten Mal unsere Regenjacken zum Einsatz, die wir seit über 6000km spazieren fahren. Aber es regnet dann doch nur leicht.

Kurz vor Bagan biegen wir dann nochmal vom Highway ab, um die 20$ Touristengebühr zu umgehen. Klappt auch tatsächlich, dafür „kostet“ uns die Aktion einen ganzen Tag über sandige Pisten mitten durch die Pampa. Der Lohn dafür sind wunderschöne kleine Dörfer am Weg und unzählige lachende Gesichter am Wegesrand.


Bagan selbst ist eines der touristischen Highlights in Myanmar. In der Gegend sind weit mehr als 2000 Tempel verteilt, die vor allem zum Sonnenauf- und -untergang in einem rötlichen Licht leuchten und tolle Fotomotive abgeben. Wir sind zudem erstaunt, wie wenige Touristen in der Gegend sind. Die meisten Tempel hat man für sich alleine und wir genießen es zum Sonnenuntergang mit dem Rad von einem Tempel zum nächsten zu rollen. Da unser Visum mit 5 Wartetagen in Yangon knapp bemessen ist, wollen wir am nächsten Tag gleich weiter in Richtung indischer Grenze.




Zum Abendessen setzen wir uns in ein kleines Straßenrestaurant und bestellen zwei mal Nudeln. Das Restaurant wird von einigen Frauen betrieben, wovon eine ganz angetan ist von Jelli. Erst wird sie geknuddelt und auf die Wangen geküsst, dann auch noch „geschminkt“. Und zwar mit Thanakha.

Lange haben wir uns gefragt, woher die weiße Bemalung in den Gesichtern der Burmesinnen und Burmesen stammt, jetzt durften wir es endlich erfahren. Das spezielle Holz wird mit etwas Wasser zu einer Paste verrieben und anschließend im Gesicht verteilt. Neben dem Sonnenschutz soll der Brei zu reiner Haut verhelfen und wird häufig einfach als „Make-up“ getragen.


Nach der kleinen Schminksession, bekommt Jelli auch noch den passenden Hut gegen die Sonne und so treten wir die Weiterreise mit einem großen Stück Thanakha Holz und einem Strohhut an.

Die folgenden Tage werden von Tag zu Tag immer heißer und trockener. Dazu kommen immer wieder schlechte Straßen und einige steile Berge. Beisender Rauch erschwert zudem die Fahrt, denn überall werden Reisfelder und ganze Wälder abgebrannt. Bereits nach wenigen Kilometern am morgen brennen die Augen und das Atmen macht keinen Spaß.

Da macht Radfahren schon keinen Spaß, aber es ist kaum vorstellbar wie sehr die Straßenarbeiter zu leiden haben. Die Steine für den Straßenbelag werden hier noch von Hand (!) mit dem Hammer aus großen Felsbrocken herausgeschlagen und zerkleinert. Das ganze ist meist Männerarbeit. Aber auf den Baustellen an der Straße sehen wir meist noch viel mehr Frauen, die die zerkleinerten Steine in Eimern oder Säcken auf dem Kopf balancierend wiederum per Hand so auf der Straße sortieren, dass eine mehr oder weniger glatte Oberfläche entsteht die anschließend mit Teer aufgefüllt wird. Planierwalzen die sonst diese Aufgabe übernehmen gibt es nicht. Das Ganze ist wie ein riesiges Puzzle und körperliche Schwerstarbeit, in der prallen Sonne bei über 40°C im Schatten und beißendem Rauch in der Luft, für einen Hungerlohn.

Auch die Zeltplatzsuche wird schwieriger, da wir uns nicht nur gut verstecken, sondern auch noch weit genug weg vom nächsten Waldbrand sein müssen. Wir retten uns mit drei Mal Eis über den Tag.

Unsere letzte Nacht in Myanmar verbringen wir wieder mal im Zelt und freuen uns schon darüber, dass es doch so gut geklappt hat mit dem zelten in diesem Land. Eigentlich ein perfekter Platz mitten im Gebüsch. Doch leider ist scheinbar eine Kuh verloren gegangen und irrt laut muhend über die Felder. So sitzen wir eine halbe Stunde regungslos im Gebüsch, während um uns herum die Suchaktion gestartet wird. So hat uns fast die Kuh doch noch einen Strich durch unsere Rechnung gemacht. Aber irgendwann ist auch die flüchtige Kuh eingefangen und wir können ruhig einschlafen, mit dem Wissen morgen endlich wieder mit gutem Gewissen und vollkommen legal unser Zelt an einem schönen Platz aufstellen zu können. Beziehungsweise wollen wir erst mal 1-2 Ruhetage in der Grenzstadt in Indien einlegen.



Der Grenzübertritt am nächsten Tag ist etwas konfus. Überall ist reges Treiben und unzählige Güter werden nach dem verhandeln durch die Gegend geschleppt. Der Handel zwischen Myanmar und Indien scheint gut zu laufen. Nachdem wir uns erst mal verfahren haben und irgendwie von der falschen, also von indischer Seite zum Grenzposten von Myanmar ankommen, werden wir von den Burmesen dort zu den Indern für unseren Ausreisestempel geschickt. Das Ganze kommt uns etwas seltsam vor, aber wir versuchen unser Glück auf der indischen Seite, wie befohlen. Die wissen natürlich von nichts, drücken uns nach einem kurzen Gepäck-check aber trotzdem unseren Einreisestempel in den Pass.

Willkommen in Indien!


Mit einem lachenden und einem weinenden Auge lassen wir Myanmar hinter uns. Wir freuen uns darauf, nicht mehr zu später Stunde in stacheligen Dornenbüschen untertauchen zu müssen. Andererseits haben wir die Burmesen so in unser Herz geschlossen, dass uns der Abschied wirklich schwer fällt. Aber wir sind uns beide sicher, hier müssen wir irgendwann noch einmal wieder kommen. Schon alleine deshalb, um uns bei all den Leuten für ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit noch ein mal bedanken zu können.





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